Vergleich von Schallgeschwindigkeiten mit Teilchengeschwindigkeiten (Molekülgeschwindigkeiten)

In der Thermodynamik bzw. in der kinetischen Gastheorie werden viele Eigenschaften untersucht, welche auf die Bewegung der elementaren Bestandteile zurückzuführen sind. Häufig wird dabei angenommen, dass die Zusammenhänge seit Maxwell und Boltzmann vollständig beherrscht werden. Bei einer einfachen Recherche im Internet (meistens aus Wikipedia) stellt sich heraus, dass schon für einfache Gase nur sehr wenige Messwerte zu finden sind (alle Geschwindigkeiten in m/s). Zum Vergleich der Schallgeschwindigkeit und der mittleren Teilchengeschwindigkeit werden in der folgenden Tabelle auch selbst berechnete Werte für das jeweils betrachtete Gas angegeben:

Gas
(Freiheitsgrad(1))

Rs=
R/M
(2)
<v>th(3)
theoretische
Durchschn.geschw.
<v>(4)
gemessene
Durchschn.geschw.

(5)
 c
th(f=3)   
cth(6)
theoretische
Schallgeschw.
c(7)
gemessenene
Schallgeschw.

Wasserstoff H2 (5), 25 ° C
4124
1838 (0°C)
1845(8) 1370.2
1312
1314
Helium He (3), 0 ° C
2077
1304.6
1259
972.4
972.4
981
Neon Ne (3), 0 ° C
411.9
581

433
433
433
Argon Ar (3), 20 ° C
208.2
394.2 *
398
318.92 318.92
318
Sauerstoff O2 (6), 20 ° C
259.8
461.4
461(8)
343.9
318.6
317.5
Stickstoff N2 (5), 0 ° C
296.8
493.1
493(8) 367.6
336.9
334
Kohlendioxid CO2 (5)
188.9
393.4

293
268.8
258
Kohlenmonoxid CO (5)
297
493.3

368
337

Methan CH4 (15)
518.3
651.7

485.8
396.6
400
Propan C3H8 (5)
189
393.5

293.3
268.8

Acetylen C2H2 (5)
319.6
511.7

381.4
349.6

Ammoniak  NH4Cl (7)
488.3
632.6

471.5
414.1
414
Schwefeldioxid SO2 (5)
130
326.4

243.3
222.9

Chlor Cl2 (6)
234.5
438.4

326.7
292.3
206 (?)
Wasserdampf H2O (5) 100° C
462
719

536
491

Luft (5), 20 ° C
287.085
485

361.5
343.2
343

(1): Der Freiheitsgrad bezieht sich auf den Bewegungsfreiheitsgrad (Translation, Drehung) der für den Adiabatenexponent benötigt wird. Bei den mehratomigen Gasen stammen die Angaben aus verloren gegangenen Quellen (vgl auch (6)).
(2): Rs ist die spezifische oder individuelle Gaskonstante R / M, wobei R =  8,314472 J mol-1 K-1 und M die molare Masse ist.
(3): Die theoretische Durchschnittsgeschwindigkeit der Gasteilchen ist hier manchmal =>* sqrt(8 R T / pi M) d.h. die Summe aller Teilchengeschwindigkeiten geteilt durch die Anzahl, aber meistens die quadratisch gemittelte Durchschnittsgeschwindigkeit sqrt(3 R T / M), d.h. die Quadratwurzel aus den Geschwindigkeitsquadratsummen geteilt durch die Anzahl.
(4): Die gemessenen Durchschnittsgeschwindigkeiten stammen aus einer einfachen Internetrecherche, meist aus Wikipedia.
(5): cth(f=3) wurde mit sqrt(\kappa T RM) ermittelt, wobei \kappa =  (f + 2) / f ist, also der theoretische Wert der Schallgeschwindigkeit bei 3 Freiheitsgraden der Molekülbewegung. Diese entspricht der manchmal angegebenen Formel für ein Gas harter Kugeln (HKG).
(6): Als theoretische Schallgeschwindigkeit wird hier ebenfalls sqrt(\kappa T RM) verwendet, wobei aber die Zahl der eingehenden Freiheitsgrade so angepasst wurde, dass die Ergebnisse möglichst nahe an den in Wikipedia veröffentlichten Werten liegen. Das ist natürlich ein starker Hinweis auf Fehler....
(7): Echte Messwerte mit Quellenangaben konnten bisher für die meisten Gase leider nicht gefunden werden. Der Wert für Chlor aus Wikipedia scheint sehr fraglich zu sein.
(8): Laut Grimsehl Lehrbuch der Physik, 1954, S.390
Für die meisten Angaben waren vor einiger Zeit noch Quellen im WEB zu finden, möglicherweise wurden diese aber wegen Unzuverlässigkeit zurück gezogen, wie auch meine alten Werte. Die neueren eigenen Berechnungen und Kommentare sind auf ...Schallgeschwindigkeit.htm zu finden.

Für Mitteilungen bzgl. Fehlern oder fehlenden Werten mit Quellenangabe per E-Mail an lothar_wiese"+"web.de bin ich dankbar.

Die Schallwellenausbreitung wird durch folgende Merkmale charakterisiert: 


Das gesamte Thema der Wellenbewegung bzw. der Fortpflanzung von Störungen in Gasen erscheint deshalb einer näheren Untersuchung wert zu sein. Spekulativ kann gefolgert werden, dass vielleicht etwas zwischen den betrachteten Gasteilchen vorhanden sein muss. Vor allem in eine Physik-FAQ gehört eine gut formulierte leicht verständliche Erklärung, weil diese für ein weiteres Verständnis der Standardphysik erforderlich ist. Das könnte ein sehr feines HKG sein. Welche Strukturbildungen könnten dann in einem solchen HKG verborgen sein, obwohl vielfach angenommen wird, diese Untersuchungen seien seit Maxwell und Boltzmann abgeschlossen? Ist die Hinzunahme der Vakuumeigenschaften zwischen den Molekülen vielleicht ein entscheidender Beitrag zu den wichtigsten Gaseigenschaften, also Druck und Dichte? Und ist das vielleicht ein Hinweis auf ein allgemein gültiges Modell?
Erster Ansatz für weitere Überlegungen, um Methoden von effektiven Theorien wie der Thermodynamik anwenden zu können, ist eine Simulation von Stößen im HKG, die durch Thermalisierung zur Erzeugung der Maxwell Boltzmann Verteilung führt.

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Wiese, Lothar: Struktur und Dynamik der Materie im Uratom-Modell, http://uratom.de, Sarajevo 2006-2008
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